Biography


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SelbstbildnisClaus Knézy kam am 15. November 1936 in Ungarn zur Welt, in Szeged, einer Kleinstadt nahe der serbischen Grenze. Dort hat er als Heranwachsender den Zweiten Weltkrieg mit den Schrecken der deutschen Besatzung und der Rückeroberung des Landes durch die Sowjetarmee wie auch die darauf folgende kommunistische Herrschaft bewusst miterlebt. Als musisch Hochbegabter kam er in den 50er-Jahren des letzten Jahrhunderts an die Kunstschule nach Budapest. Dort geriet er in den Ungarnaufstand von 1956, welcher ihn zur Flucht in die Schweiz veranlasste.

Soziale Integration und berufliche Anfänge

Hier arbeitete er zunächst als Hilfsarbeiter, fand aber schon bald eine Stelle als Grafiker. Von 1959 bis 1961 war er Art Director bei der «Annabelle» und begann gleichzeitig zu zeichnen und zu illustrieren. 1962 wanderte Claus mit seiner Frau Marianne nach Paris aus, wo er eine Stelle in einer der renommiertesten Werbeagenturen des Landes antrat, für welche zum Beispiel auch der Starfotograf David Hamilton arbeitete. Dabei spielte, wie er stets betonte, das Glück eine Rolle, aber sicher ebenso die fast überbordende Kreativität, das berufliche Können und sein Sprachtalent. Die beiden Pariser Jahre gehörten nach eigenem Bekunden zu den glücklichsten in seinem Leben. Als seine Frau schwanger wurde, kehrte das Paar nach Zürich zurück. Hier wurde sein Sohn Matthias* geboren, aber die Ehe zerbrach schon bald danach.

*) Matthias Knezy-Bohm ist Professor des Fachbereichs Gestaltung an der Fachhochschule Aachen (knezy-bohm.design.fh-aachen.de).

Beruflicher Aufstieg

Beruflich ging es aufwärts. Claus wurde Atelierchef bei Stargrafiker Hans Looser. Später wechselte er zur Agentur von Rudolf Farner, damals die erste Adresse der Branche in der Schweiz, und dann wurde er als Art Director ins neu eröffnete Haus von Globus geholt. Hier wirkte er prägend am neuen, für die Schweiz revolutionären und höchst  erfolgreichen Stil des Hauses mit und förderte in uneigennütziger Weise eine ganze Reihe von jungen Kolleginnen und Kollegen. In jenen Jahren galt er als einer der renommiertesten kreativen Werbeleute von Zürich, sowohl als Macher als auch als Anreger.

    

Nach seinen Globusjahren machte sich Claus Knézy selbständig. Zusammen mit einem Kompagnon gründete er eine kleine Agentur und brachte es rasch zu bescheidenem Wohlstand. Dazu begann er – fast heimlich – wieder zu malen und zu zeichnen.

Bald merkte er, dass er nicht für die Agenturarbeit geschaffen war und konzentrierte sich darauf, vor allem als Illustrator zu arbeiten. Insbesondere seine Illustrationen für das MAGAZIN des Tages-Anzeigers und die Cartoons für die Leitartikel des Wirtschaftsmagazins CASH sind Meisterwerke der bildlichen Reflexion. In der Schülerzeitung SPICK waren seine Zeichnungen eine feste Grösse. Dazu kamen die Arbeiten für deutsche Zeitschriften wie Twen oder das Frauenmagazin Petra, welche seinen Ruf als einer der herausragenden Illustratoren im deutschen Sprachgebiet festigten.

Wenn Claus eine berufliche Schwäche hatte, so war es seine intensive Abneigung gegen Arbeit mit dem Computer – obwohl er in den Achtzigerjahren eine lange Reihe hervorragender Illustrationen für die Fachzeitschrift Computerworld und deren Magazin schuf. Seine Illustrationen für die Leitartikel der Aargauer Zeitung brachte er per Tram und Bahn persönlich in die Redaktion – er wollte keinen Fax mit Scanner anschaffen.

Die zweite Schwäche von Claus: Er war farbenblind – und musste daher stets mit einer nummerierten Farbskala arbeiten und die Farbtuben entsprechend markieren. Niemand hätte beim Betrachten seiner Werke so etwas vermutet!

Bild

Das Spektrum der von ihm gewählten grafischen Techniken war extrem breit. Es reichte von Bleistift- oder Tuschskizze über Druckverfahren wie Kaltnadel, Radierung oder Aquatinta bis hin zu Aquarell-, Öl- und Acrylmalerei. Er sah sich dabei eher als Handwerker denn als Künstler, der er zweifellos – wenn auch fast widerwillig – war. Seine Kunst kam wirklich vom Können. Über die Kunstgeschichte wussten wohl nur wenige so umfassend Bescheid wie er.

Grosszügiger Freund

Claus war ein sehr grosszügiger Mensch. Kaum jemand verschenkte seine Werke so grosszügig an Freunde und Bekannte wie er.

In den 1970-er Jahren kaufte er sich in Iseo, einem kleinen Dorf im Tessiner Malcantone, ein Rustico, das er in den folgenden Jahren mit viel Geschmack und Hingabe zu einem baulichen Juwel ausbaute. Seinen Plan, dort jeweils im Sommer zu arbeiten, konnte er nicht verwirklichen. Stattdessen überliess er sein kleines Paradies oft  grosszügig Freunden und Bekannten, die dort vielfach über Wochen und Monate hausten. Freigebigkeit war einer seiner typischen Charakterzüge – oft gepaart mit verstecktem Zartgefühl.

Sein Stilbewusstsein äusserte sich bis zuletzt auch in einfachsten Dingen, beispielsweise darin, dass in seinem Wohnzimmer immer ein frischer Blumenstrauss in einer Vase stand. Er war ausserordentlich belesen und hatte ein beinahe enzyklopädisches Gedächtnis. Als sinnenfroher Mensch lachte er gerne. Er besass einen trockenen, oft ins Schwarze tendierenden Humor, hatte aber auch einen – spezfisch ungarischen? – Hang zur Schwermut.

Claus ass gerne gut und, wenn er sich's leisten konnte, auch noch besser. Auf seinen Reisen prägten oft die Sterne des Guide Michelin und die Toques im Gault-Millau die Route. Bevor er in den 90er-Jahren Schweizer Bürger wurde, war das Reisen – mit dem Nansenpass für Staatenlose – nur mit Visa möglich. Nachher reiste er ausgiebig in Asien, Nordamerika und Nordafrika.

In den letzten Jahren sprach er häufig davon, dass er das grosse Glück gehabt habe, in die beste Zeit des 20. Jahrhunderts hineingeboren zu sein. Die nach der Jahrtausendwende einsetzende Krise der Printmedien traf ihn jedoch wirtschaftlich hart. Zudem gab es für die Illustration immer weniger Plattformen – sie wurde weitgehend durch die Fotografie verdrängt.

Hinzu kamen in den letzten Jahren auch gesundheitliche Probleme. Er musste sich mehreren zum Teil schweren Operationen unterziehen und litt permanent unter quälenden Rücken- und Gelenkschmerzen. Zwar sprach er selten davon, aber es war klar, dass er die Vorstellung einer drohenden physischen Abhängigkeit zutiefst verabscheute.

Claus Knézy

Am 18. Mai 2009 schied er freiwillig aus dem Leben.